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Nachhaltigkeit Verantwortung

„Kein Zuckerguss – wir brauchen Schwarzbrot!“

Beim 4. Fachkongress der Initiative Wohnen.2050 am 16. und 17. April in Darmstadt diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik und Wohnungswirtschaft Lösungsvorschläge zur Finanzierbarkeit der Klimaneutralität in sozialen Wohnungsunternehmen.

„Wir haben nur noch 20 Jahre, um die geforderten Klimaziele im Bestand und Betrieb unserer über 2,1 Millionen Wohneinheiten zu erreichen“, mahnte Felix Lüter, geschäftsführender Vorstand der Initiative Wohnen.2050 (IW.2050), die 233 IW.2050-Partner und Interessenten zu Beginn des 4. Fachkongresses. Welche Brisanz das Thema „Klimaneutralität wird Ordnungsrecht“ hat, belegten nicht nur über 300 Teilnehmende, auch aus den drei für die Wohnungswirtschaft so relevanten Bundesministerien Wirtschaft, Finanzen und Bauen/Wohnen waren führende Vertreterinnen und Vertreter angereist. Über 20 renommierte Fachleute aus der wohnungswirtschaftlichen Praxis, Forschung und Lehre trugen zudem mit interdisziplinärem Know-how zum Gelingen der Veranstaltung bei.

Warum „niedrige Investitionen in die Klimaneutralität einen hohen Verlust für die eigenen Immobilien“ bedeuten, erläuterte Prof. Dr. Sven Bienert, Universität Regensburg, in seiner Keynote. Er forderte eindringlich, fossile Energieträger schnellstmöglich zu ersetzen. Kritik übte er an den reduzierten KfW-Fördermitteln: Standen 2021 noch 41 Milliarden Euro zur Verfügung, seien es 2024 nur noch 17.

Axel Gedaschko, GdW-Präsident und Vorstandsvorsitzender der IW.2050, machte Mut: Mit einem Prozent habe die Wohnungswirtschaft das Klimaziel im letzten Jahr nur minimal verfehlt. Nach wie vor lasse jedoch die Förderpolitik des Bundes zu wünschen übrig. Um die Belange der sozialen Wohnungswirtschaft gäbe es derzeit zwar eine politische Diskussion – allerdings sei „kein Handeln erkennbar“. Um die Bestandsimmobilien des GdW auf EH-Standard 55 zu sanieren, wären allein 288 Milliarden Euro an Investitionen nötig.

„Wir brauchen keinen Zuckerguss, sondern Schwarzbrot! Bezahlbares Wohnen muss substanziell besser gefördert werden.“

Axel Gedaschko, GdW-Präsident und Vorstandsvorsitzender der IW.2050

Politische Impulse und Perspektivwechsel

Annett Jura, Leiterin der Abteilung Wohnungswesen und Immobilienwirtschaft BMWSB, Dr. Alexander Renner, Leiter des Referats IIC1 Grundsatz Energie und Klimaschutz im Gebäudesektor, Strategien und Gebäudetechnologien im BMWK, und Dr. Nils Weith, Leiter der Steuerabteilung im BMF, gingen in „Politischen Impulsen“ auf Entwicklungen und Maßnahmen ihrer Ministerien ein. In einer Diskussionsrunde, moderiert von Fachjournalistin Ulrike Trampe, suchten sie gemeinsam mit Vertretern von Wohnungsunternehmen nach Lösungsansätzen.

Als Einstieg ins abendliche Netzwerken lud Trampe zum „Perspektivwechsel“ ein. Jura und Weith stellten Fragen ans Publikum: Was ist wichtig bei der Umsetzung der EPBD? Welche DIN-Normen könnte man streichen? Wer hat einen Antrag zur Förderung klimafreundlichen Neubaus gestellt? Welche Maßnahmen könnten dem Bürokratie-Abbau dienen? Welche Gewichtung bei der Förderung wünscht sich die Branche? Es folgte ein Gedankenaustausch in informeller Runde – bereichernd für beide Seiten.

„Es hat sich deutlich gezeigt, dass politische Vorgaben zum Erreichen der Klimaziele nur im intensiven Dialog erarbeitet werden können“ – mit diesem Resümee startete Dr. Thomas Hain, Leitender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) und stellvertretender Vorstand der IW.2050, den zweiten Kongresstag. Und: In der aktuellen Diskussion gehe es primär um CO2-Einsparung. Der Weg dahin könne mit IW.2050-Werkzeugen (Werkzeug zur CO2-Bilanzierung, Technikwerkzeug, Finanzierungswerkzeug) gut geebnet werden. Ab Mitte Mai stünde als aktualisiertes Tool der „KlimaPfadfinder“ allen IW.2050-Partnern in einer neuen Version zur Verfügung.

Facettenreiches Praxiswissen

Ein „Wärmepumpen-Dialog“ in Kooperation mit dem Bundesverband Wärmepumpe e. V. (BWP) und dem GdW führte Einsatzmöglichkeiten bei Bestandssanierungen auf – auch in Bezug auf Kompatibilität, Sektorenkopplung und Nachjustieren. Am Nachmittag wurden – mit hohem Praxis- und Aktualitätsbezug – in neun stark frequentierten Fokus-Sessions weitere Schwerpunkte behandelt. Darunter: Anforderungen aus der CSRD, Zirkuläres Bauen, Kommunale Wärmeplanung und Wärmewende – mit Beispielen aus Erlangen und Bochum, Klimarisiken und Klimaresilienz in der Wohnungswirtschaft, Methodik und Finanzierung der Dekarbonisierung ganzer Portfolios sowie Nullemissionsplanung in Quartieren.

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Der 5. Fachkongress der IW.2050 findet am 21. und 22. Mai 2025 im darmstadtium statt.